Unser Schüleraustausch Ansbach-Jerusalem vom 6. November bis 17. November 2022
Nach 4-stündigem Flug sind wir in Begleitung des Ansbacher Oberbürgermeisters, Herrn Deffner, unseres Schulleiters, Herrn Frisch, und unserer Lehrkräfte Eli Hirsch und Reimar Hünefeld am Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv angekommen. Mit dem Bus ging es von Tel Aviv in die Großstadt Jerusalem. Dort gab es endlich das ersehnte Wiedersehen mit unseren Austauschpartnerinnen und Austauschpartnern, die uns im Mai 2022 in Ansbach besucht hatten. Anschließend haben wir unsere israelischen Gastfamilien kennengelernt und uns sofort willkommen gefühlt. Am ersten Abend traf sich ein Großteil der Gruppe in der First Station, einer Art Markt, mit vielen Restaurants und Shops. Wir haben dort das erste Mal „Knafeh“ probiert, eine typische Süßspeise aus dem östlichen Mittelmeerraum (siehe Bild 1).
An unserem ersten Tag in Jerusalem haben wir den „heiligsten Quadratkilometer der Welt“ (Jerusalems Altstadt) besichtigt, natürlich auch die Klagemauer (siehe Bild 2, 3) und die Grabeskirche. Im Anschluss an die mehrstündige, aber sehr interessante Führung wurden wir zu einem offiziellen Empfang durch die 2. Bürgermeisterin in die Stadtverwaltung Jerusalems eingeladen und durften uns dort ein Stadtmodell ansehen (siehe Bild 4).
Ein wirkliches Highlight, besonders für die deutsche Delegation, war ein Zwei-Tages-Ausflug mit der gesamten Gruppe und den israelischen Lehrerinnen Tamar Bogosh und Inbal Jaeger in die Wüste Negev, genauer gesagt nach Mitzpe Ramon, wo wir nach Wanderungen in der „bunten“ Wüste (siehe Bild 5) in einem komfortablen „guesthouse“ übernachteten. Die Landschaft, vor allem der Sonnenuntergang am Ramon-Krater (siehe Bild 6) raubten uns den Atem. Später durften wir sogar auf Kamelen reiten (siehe Bild 7).
Obwohl heutzutage eine enge Freundschaft zwischen Israel und Deutschland herrscht und Programme wie unseres möglich sind, ist die komplizierte Vergangenheit beider Länder immer noch präsent und sollte auch in Zukunft allen Menschen mahnend in Erinnerung bleiben. Deswegen besuchten wir mit Blick auf die Vergangenheit die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Der Aufenthalt dort und vor allem die Bilder und Videos von Konzentrationslagern und schwersten Verbrechen berührten uns sehr. Später hatten wir die Ehre, die 86-jährige Holocaust-Überlebende Rena Quint und ihre unglaubliche Überlebensgeschichte kennenzulernen. Durch sechs verschiedene „Mütter“ und viele Identitätswechsel schaffte sie es wie durch ein Wunder ihre Kindheit unter dem Nazi-Regime als Jüdin zu überleben. Im Juli 2022 teilte sie ihre außergewöhnliche Geschichte auch mit US-Präsident Joe Biden während seines Israelbesuchs. An einem der nächsten Tage besuchte uns Moshe Gold, der Sohn der Holocaust-Überlebenden Edith Gold aus Ansbach. Herr Assenmacher hatte ihre Familiengeschichte vor einigen Jahren ausführlich recherchiert (siehe Bericht im Band „200 Jahre Theresien-Gymnasium“), nicht zuletzt, weil Ediths Mutter eine Schülerin des Theresien-Gymasiums war, dessen Enkel wir als Theresianer nun interviewen durften.
Diese beiden Familien und ihre Schicksale beschäftigten uns nachhaltig und machten uns erneut bewusst, dass diese schreckliche Zeit niemals vergessen werden darf und dass wir alle dafür die Verantwortung tragen, dass so etwas nie wieder passiert.
Mit einer Kiddusch-Feier in der Schule am Freitag läuteten wir den Schabbat ein, den am Samstag jede bzw. jeder individuell in den Gastfamilien feierte. Dabei wurden uns, je nach Gläubigkeitsgrad der Familien, teils tiefe Einblicke in die Traditionen des Judentums gewährt (siehe Bild 8).
Ein weiteres unvergessliches Erlebnis war der Besuch des Toten Meeres (siehe Bild 9), das die tiefste zugängliche Landstelle auf der Erdoberfläche ist. Entgegen unseren Erwartungen konnte man auch im November dort noch ohne Probleme bei um die 25°C baden gehen. Wir rieben uns mit Schlamm ein und trieben entspannt auf dem Wasser, da es durch 32% Salzgehalt unmöglich ist, unterzugehen.
Auf unserem Weg zum Toten Meer besuchten wir Bethlehem, den Geburtsort Jesu. Dort besuchten wir die Kirche, die zu seinen Ehren errichtet wurde. Obwohl Bethlehem nur 10 km entfernt von Jerusalem liegt, befindet sich die Stadt auf palästinensischem Gebiet. Das beeindruckte uns auch aufgrund der „Grenzmauer“ sehr (siehe Bild 10). Die Lebensrealität dort unterscheidet sich stark von den Lebensumständen auf der israelischen, jüdisch geprägten „Seite“. Durch viele Gespräche mit den ganz verschiedenen Leuten vor Ort, wurde uns der Konflikt immer klarer, aber dadurch nicht weniger kompliziert.
Tel Aviv, ein absoluter Gegensatz zu Jerusalem, erlebten wir zum Ende unserer Reise gemeinsam mit der israelischen Gruppe. Die Stadt ist von der Lage an der Küste des Mittelmeeres, von vielfältigen kulturellen Einflüssen und auch von großer Kreativität und Kunst geprägt. Im Gegensatz zu Jerusalem, wo alle Gebäude nach speziellen Auflagen aus dem gleichen Sandstein gebaut wurden, gibt es in Tel Aviv viele Hochhäuser, Glasbauten, Bauhausgebäude und eher moderne Architektur. Auch ist das Stadtbild Tel Avivs viel weniger von Religion geprägt. Nach einer Stadtführung mit einem Schauspieler, der in verschiedene Rollen schlüpfte, besuchten wir den Carmel Market. Durch den anschließenden Besuch des Olympic Experience Centers lernten wir Neues über die Geschichte der olympischen Spiele und bekamen einen guten Eindruck vom Leben eines Athleten. Der Sonnenuntergang am Meer war besonders eindrucksvoll.
Wir hatten eine unvergessliche Zeit in Israel und all die Eindrücke prägten uns sehr. Es entstanden tiefe Freundschaften und wir hoffen, dass wir uns alle noch einmal wieder sehen können.
Sophie Krug, Q11
Annika May, Q11